Erfahrungsbericht einer Mutter
„Mama, was kommt nach dem Tod?“ (Anaïs, 3 Jahre)
Als meine Tochter kaum drei Jahre alt war, fragte sie mich das erste Mal, was eigentlich nach dem Tod käme. Das fand ich durchaus bemerkenswert für dieses Alter. Als sie sich dann mit knapp fünf stetig weigerte, in den Kindergarten zu gehen und ich jeden Morgen Kämpfe austragen musste, damit sie sich aufraffte, dachte ich, es wäre an der Zeit, ihren IQ testen zu lassen, weil sie sich offensichtlich langweilte und dadurch bedingt verweigerte.
Als ein Ergebnis 137 herauskam, mit einem Logik-Wert von 144, hatte ich gemischte Gefühle. Wie sollte ich das „bedienen“? Ich bin alleinerziehend, Künstlerin, und habe zwar eine anständige logische Begabung, aber weit entfernt von allem, was sich in diesen Sphären befindet. Der Kindsvater weigert sich beständig, sein Kind zu sehen, und erlaubt ihr auch nicht, ihre Geschwister kennenzulernen, was eine starke psychische Belastung für meine Tochter und mich bedeutet. Die alleinige Verantwortung rund um die Uhr und das ganze Jahr bringen mich oft an meine Grenzen.
Anaïs besuchte einige Kurse bei einem Begabten-Verein, was ihr große Freude bereitete. Sie ist ein zartes Mädchen, sensitiv und zurückhaltend. Die naturwissenschaftlich ausgerichteten Kurse wurden von vielen hyperaktiven, aggressiven Jungen besucht. Das verschaffte ihr Probleme, so dass sie eine weitere Teilnahme nach Wechsel des Lehrers ablehnte.
Meine Tochter hatte immer eine Unruhe, eine Unzufriedenheit und Rastlosigkeit in sich, die sich oft Bahn brach in wüsten Streitereien und dramatischen, unkontrollierbaren, teilweise sogar körperlich attackierenden Wutausbrüchen. Das war etwas gemildert in der Zeit, als sie chemische Experimente, mathematische Spielereien etc. machen konnte und „Gleichgesinnte“ gefunden hatte. Die volle Wucht der Unterforderung brach nach Ende der zweiwöchig stattfindenden Kurse wieder über sie herein. Obwohl auf einer internationalen Schule, musste ich den Lehrern zunächst erklären, worum es bei einer Hochbegabung geht und dass Hochbegabung und Hochleistung nichts miteinander zu tun haben.
Ab Klasse drei wurde es besser, dennoch ist es zuweilen immer noch mühselig. Ihr Hauptinteresse gilt der Mathmatik, Architektur, Chemie, Physik und Astronomie, aber keines davon ist so ausgeprägt, dass wir uns einfach auf eines konzentrieren könnten.
Ich las von dem Fibonacci-Mentoringprogramm in der ZEIT und beschloss sofort, mich an das Programm zu wenden. Eine 1:1 Begleitung für meine Tochter könnte vielleicht ein Königsweg aus dem Dilemma sein.
Nach einem Kennenlerngespräch mit Frau Schilling und einem Besuch bei uns zuhause wurde Anaïs in das Programm aufgenommen. Schnell wurde eine Mentorin für Anaïs gefunden, die über Mentoring-Erfahrung in ihrem Heimatland, dem Iran, verfügte. Die Passgenauigkeit verblüffte und ich dachte, so etwas gäbe es nur in Filmscripts: Nassim machte ihren College-Abschluss im Iran in Physik und Mathematik, hat einen Master in Architektur vom Bauhaus in Dessau und macht gerade ihr PhD in Urban Planning (Stadtplanung) an der Humboldt-Universität. Ich war geradezu schockiert. Umwerfend. Da meine Tochter schulbedingt deutsch und englisch quasi gleichwertig beherrscht, war die Kommunikation auch kein Problem.
Nassim ist ein wichtiger Bestandteil in unser beider Leben geworden. Die beiden lieben einander heiß und innig und haben Spaß bei ihren Treffen. Meine Tochter ist ausgeglichener, und sie hat eine geduldige, verständnisvolle und wissende Mentorin in Nassim gefunden.
Momentan ist Nassim im Iran, so dass der Kontakt über Skype stattfindet. Sie leitet Anaïs kleine Aufgaben zu und sie tauschen die Ergebnisse virtuell aus. Eine schöne Überbrückungsmöglichkeit. Beide schreiben sich auch Emails.
Frau Schilling hat mit ihrem Programm meiner Tochter ermöglicht, eine Mentorin zu bekommen, die sie versteht, in ihrem Talent fördert, sie aber ebenso in ihrer Kindlichkeit, die sie immer noch hat, behütet und die sie geistig auf eine Art fordert, die beiden Seiten große Freude bereitet. Die Beziehung zwischen meinem Kind und mir hat auch sich deutlich entspannt. Ich bin sehr dankbar.
Sollten Sie überlegen, das Programm zu fördern, legen Sie bitte alle Zögerlichkeiten ab – es gibt noch mehr Kinder wie meines.