In den 80er Jahren studierte ich an der Freien Universität Berlin und schrieb meine Diplomarbeit über eine kleine Alge. Ich heiratete und promovierte an der Justus-Liebig-Universität in Gießen über zwei Eiweiße in der Fotosynthesemembran einer einzelligen Rotalge.
Schon in der Schule und im Studium interessierte ich mich sehr für Computer. So ließ ich die Werte der Proteinbestimmung von einem selbst geschriebenen Programm errechnen.
Nach dem Studium arbeitete ich unter anderem als selbständiger Webentwickler und programmierte ein Content Management System (CMS) mit Datenbankanbindung.
Schon während des Studiums war ich Jugendleiter eines Tauchvereines. Zusammen mit meinem Vorgänger und Mentor waren wir die ersten, die dafür einen Jugendleiterschein bei der deutschen Sportjugend machten. Nach dem Umzug in ein Dorf nahe Gießen baute ich zusammen mit meiner Frau und einer Freundin die Jugendgruppe in unserer Kirchengemeinde auf und leiteten diese fast zehn Jahre lang.
Anfang 2007 wurde ich von einer Privatschule in Bad Nauheim gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, an der Schule Biologie und Informatik zu unterrichten. Ich konnte es mir vorstellen und bin seitdem als Quereinsteiger Lehrer für Biologie und Informatik.
Anfang 2014 wurde ich von der Mutter einer hochbegabten Schülerin gebeten, mit ihr zusammen einen Workshop für Hochbegabte, den sie initiiert hatte, an der Schule zu leiten. Diese Arbeit machte mir derart viel Freude, dass ich zusammen mit einer Kollegin Beauftragter für Begabten- und Hochbegabtenförderung an der Schule wurde.
Ich hatte viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die interessiert waren und neugierig Fragen stellten. Außerdem machten wir viele spannende Unternehmungen, besuchten Museen, nahmen an Führungen und Workshops teil, machten Exkursionen und luden Referenten zu uns an die Schule ein.
Per Definition sind mindestens 2 % der Menschheit hochbegabt. Bei einer Schule mit ca. 1000 Schülern wären das 20 Schüler. Da wir auf einem Gymnasium nicht die ganze Breite der Gaußsche Normalverteilung haben, sind es eher mehr als 40 Schüler. Mit unserem Drei-Personen-Team, bestehend aus der Schulpsychologin und zwei Lehrkräften, haben wir natürlich nicht die Möglichkeit, uns um alle Hochbegabten intensiv zu kümmern. Aus diesem Grund werden wir erst auf Anfrage tätig. Oftmals ist dann das Kind schon „in den Brunnen gefallen“.
Um Begabte besser fördern zu können, machte ich in den Jahre 2016 und 2017 eine Weiterbildung zum „Specialist in Gifted Education“ mit Abschluss des European Advanced Diploma in Educating the Gifted (ECHA Diplom) am ICBF der Universität Münster. Hier lernte ich das nötige Handwerkszeug für die Begabtenförderung. Im Rahmen dieser Ausbildung erfuhr ich auch erstmals von Mentorenprogrammen. Solche Programme laufen an einigen Schulen. Für die Etablierung muss sich aber die gesamte Lehrerschaft dafür entscheiden und man braucht die Mitarbeit eines großen Teils der Kollegen. Das ist an unserer Schule nicht gegeben. Im Herbst 2020 las ich in der Zeitschrift der Gesellschaft für das hochbegabte Kind „Labyrinth“ einen Artikel zum Fibonacci Mentorenprogramm von Dagmar Schilling. Ich dachte mir, wenn schon nicht in der Schule, dann könnte ich mich wenigstens privat an einem Mentorenprogramm beteiligen. Als dann Anfang des Jahres unser Workshop auch im zweiten Halbjahr nicht stattfinden konnte, entschloss ich mich, mich beim Fibonacci Mentorenprogramm zu melden. Kurze Zeit später erhielt ich eine Antwort von Frau Schilling und bald darauf schickte ich den offiziellen Bewerbungsbogen mit den nötigen Anhängen nach Berlin.
Dr. Stefan Brückmann, Biologe, Lehrerfür Biologie und Informatik