Hagen Goerz und Henri Weiss sind seit 2011 ein Tandem
Das „Mentoringprogramm Fibonacci“ für besonders begabte Kinder stärkt Kinder in ihrer Interessenslage, die ihre Familien alleine nicht mehr fördern können. Eines unserer Fibonacci-Tandems wurde zum Tandem des Monats Januar 2012 des Bundesnetzwerkes„Aktion zusammen wachsen“ des Bundesfamilienministeriums gewählt. Hagen Goerz und Henri Weis berichten über ihre Beziehung auf Zeit.
Erfahrungsbericht des Patenkindes Henri Weis:
Ich heiße Henri, bin 10 Jahre alt und gehe in die 6. Klasse der Wilhelm-von-Humboldt Gemeinschaftsschule. Ich habe die dritte Klasse übersprungen. Meine Schule ist besonders, weil dort Kinder verschiedener Niveaus zusammen lernen und weil man von der ersten bis zur zwölften Klasse hingehen kann.
Mein Mentor, Hagen Goerz, wurde mir von Frau Schilling (Fibonacci, Mentorenprogramm für besonders begabte Kinder) vermittelt. Das war vor ungefähr drei Monaten. Sie kam zu mir und hat mich gefragt, für was ich mich interessiere. Ich erzählte ihr dann von meiner Leidenschaft für Technik und LEGO.
Dann war mein Mentor gefunden. Als ich das erste Mal in die Garage beim Flughafen Tempelhof kam, staunte ich ganz schön. Ich stand vor einer IL 76, einer Iljuschin. Das ist ein Flugzeug aus der UDSSR, das jedoch längst ausgedient hat. Herr Goerz restauriert dieses Flugzeug mit anderen Ehrenamtlichen für das Berliner Technikmuseum. Wir waren auch schon im Technikmuseum und haben uns den Helikopter und die Flugzeuge und -motoren angesehen.
Es gibt in der Garage beim Flughafen auch einen Sägeraum, einen Bohrraum, eine Werkstatt und nicht zu vergessen die große Halle, wo die Iljuschin steht. Eigentlich ist es ja ein Personenflugzeug, aber schräg unter dem Cockpit gab es eine Kanzel, um Koordinaten zu bestimmen. Das GPS war ja noch nicht erfunden. Wenn man da unten saß, musste man sich richtig einmummeln, weil es dort keine Heizung gab, und in 10 km Höhe wird es ganz schön kalt.
In der Werkstatt habe ich auch schon Eisen gesägt. Im Moment bauen Herr Görz und ich an einem Modellflugzeug. Das war schon mal fertig. Aber als wir es haben fliegen lassen, ist die eine Tragfläche abgebrochen. Jetzt wird sie wieder angeklebt.
In Tempelhof steht ein Rosinenbomber, in dem waren wir auch schon. Auf dem Gelände der Garage gibt es einen Container, in dem eine alte, kleine Cessna gelagert wird. Neben den Hangars steht ein Radarturm. Der wird von der Bundeswehr zur Luftüberwachung benutzt. Sie kann damit bis zur Oder alles überblicken. Leider darf man da nicht rein.
Besonders interessant finde ich, dass Herr Goerz mir so viel über Technik erzählen kann, er war ja mal Kfz-Meister. Das ist auch gut, weil ich mal Ingenieur werden will. Die Treffen mit ihm machen mir sehr viel Spaß und es geht jetzt zum Glück noch fast ein Jahr weiter.
Erfahrungsbericht des Mentors Hagen Goerz:
Durch Vermittlung des Deutschen Technikmuseum Berlins und Frau Schilling traf ich Henri das erste Mal in der Werkstatt des Deutschen Technikmuseum in Tempelhof. Henri war begeistert von der Werkstatt, auch von dem Flugzeug, seinen Motoren sowie dem Rumpf mit dem Cockpit. Er wollte gleich mitarbeiten.
Das Deutsche Technikmuseum restauriert in der Werkstatt auf dem Flughafen Tempelhof mit 20 ehrenamtlichen Mitarbeitern ein Flugzeug aus dem Jahre 1958, eine Iljuschin. Ich, Hagen Goerz, bin einer von den „Ehrenamtlichen“ und mit fast 70 Jahren gehe ich dort mit Begeisterung meinem Hobby nach, das Restaurieren von Flugzeugen.
Dienstags ist der Arbeitstag der „Ehrenamtlichen“ und mein Treffen mit Henri. Wir beginnen meist mit einem Gang durch die Werkstatt und besprechen den Stand der Restaurierungsarbeiten.
Henris erste Arbeiten waren in der Werkstatt die Bearbeitung von Metallen. Begeistert hat er mit Arbeitshandschuhen und Schutzbrille gesägt, gefeilt und gebohrt. Es folgte der Bau seines ersten Modellsegelflugzeugs. Teile aus einem Bausatz hat Henri bearbeitet und verklebt. Er hatte große Freude bei den Testflügen. Leider brach bei einem Testflug eine Tragfläche ab. Nach der Reparatur spritzte Henri, ausgestattet mit Maske, Brille und Handschuhen, sein Modell. Die Steuerung des Modellsegelflugzeugs hat Henri interessiert. Ein „Kollege“ brachte zwei eigene Modellflugzeuge mit und wir zeigten Henri die Funktionen der Steuerung, dass Seiten-, Quer- und Höhenruder.
Auf dem Flughafen Tempelhof steht ein Transportflugzeug aus dem Jahr 1945. Diesen „Rosinenbomber“ konnte er nicht nur von außen betrachten und fotografieren, er durfte auch ins Cockpit. Die vielen Instrumente, Schalter und Hebel waren für Henri ein großes Erlebnis.
Demnächst wird er bei Arbeiten an der Iljuschin mithelfen. Auch sind Besuche im Technikmuseum geplant, dort kann Henri weitere Flugzeuge und Triebwerke besichtigen, ich werde ihm über deren Geschichte berichten.
Es ist mir eine große Freude, meine Erkenntnisse aus der Luftfahrt und Automobiltechnik an Henri weiter zu geben.