Zellen, Periodensystem und menschliche Körper
Bericht einer Mutter
Unsere Tochter Johanna ist jetzt 11 Jahre alt und geht in die 6. Klasse eines Berliner Gymnasiums.
Johanna war als Baby/Kleinkind sehr schnell in allen Entwicklungsschritten, hat damals schon wenig geschlafen und mit einem knappen Jahr begonnen, mit uns zu reden. Ihr erstes Wort war Apotheke. Das war damals amüsant für uns, aber nicht sonderlich auffällig.
Wir mussten ihr ab dem ersten Geburtstag permanent vorlesen, oft das selbe Buch. Sie hat sich für Buchstaben und Tiere interessiert. Mit knapp 2 Jahren waren wir gemeinsam im Zoo, Johanna stand vor einem Aquarium und sagte: „Mama, schau, das ist ein Rotfeuerfisch“. Und es war ein Rotfeuerfisch! Die Leute und wir haben nicht schlecht geguckt, mir war einfach klar, dass wir das Tierbestimmungsbuch wohl oft angeschaut hatten…
Johanna konnte mit 3 Jahren flüssig zählen und interessierte sich für alles und jedes. Oft waren wir als Eltern völlig erschöpft und Johannas schier unerschöpflicher Akku war noch voll. Bereits mit 4 Jahren ließ sie sich diverse Sätze in 5 verschiedenen Sprachen beibringen und sang 6-strophige Lieder. Das war für uns ganz normal, nur manchmal sahen wir bei Freunden, dass sie irgendwie ein bisschen fixer ist in allem. Bis heute sind ihre Interessen weit gefächert, sie interessiert sich für Technik, Musik, Theater, tanzt leidenschaftlich gern, liest gleichzeitig Unmengen von verschiedensten Büchern, spielt Klavier, macht Kampfsport, reitet und würde gern noch Chinesisch, Latein, Französisch und Russisch lernen, abgesehen von einer großen Neugier für die Raumfahrt und die Tiefsee. Nebenbei hat sie sich selbst Handstand, Kopfstand und Überschlag beigebracht.
In der Kita sprach uns eine Erzieherin kurz vor ihrem 5. Geburtstag an, ob wir sie nicht auf Hochbegabung testen lassen wollten. Zu der Zeit war das Thema groß in Mode und wir fanden dass überzogen. Dann kam Johanna in die Schule.
Aus dem sehr fröhlichen Kitakind wurde in den ersten 2 Jahren ein genervtes Schulkind, welches die ständigen Wiederholungen von Buchstaben und das Im-Klassenraum-Sein nicht mochte. Mit Anfang der 2. Klasse konnte sie endlich lesen und ab da gab es kein Halten mehr. Ihre Lieblingslektüre: Harry Potter. Im 2. Schuljahr hat sie die Bücher schnell innerhalb von 4-5 Tagen ausgelesen, anfangs dachten wir, sie überfliegt nur alles und versteht die Hälfte nicht, aber nein, sie konnte minutiös alles nacherzählen.
Johanna langweilt sich sehr schnell und ist dann unkonzentriert. Das ist natürlich nicht förderlich im Unterricht. Häufige Aussage: Warum soll ich das jetzt nochmal wiederholen, Hausaufgaben machen, das hatten wir doch schon mal. Das Interesse an der Schule ließ nach, Johanna störte im Unterricht, verweigerte Hausaufgaben und ergriff vehement Partei für sich und andere, was häufig zu Prügeleien führte. Es gab die ersten Elterngespräche mit der Klassenlehrerin. Andere Eltern sagten ganz deutlich zu uns: Das Kind ist nicht normal.
Die Schulprobleme nahmen immer weiter zu, Johanna hatte Schwierigkeiten Freunde zu finden, sie kann sehr dominant und bestimmend sein, andere Kinder fanden sie arrogant und anstrengend. Eine Empfehlung für das Gymnasium wurde nicht gegeben, Johanna sei sehr intelligent, aber die Noten waren nur Durchschnitt.
Mitte der 5. Klasse lief es schlecht, die Schulnoten waren mangelhaft, die Lehrer und wir Eltern waren unzufrieden. Johanna saß im Unterricht und träumte, war unkonzentriert und vergaß ihre Aufgaben. Zu Hause gab es ständig Streit wegen ihrer schulischen Leistungen und der Lernbereitschaft. Die Frustration auf allen Seiten war groß.
Eine Mutter aus der Schule hat mir ins Gesicht gesagt: Sie und Ihr Kind gehören in die Klapse. Und die Klassenlehrerin demütigte Johanna vor der gesamten Klassen verbal, Johannas Antwort war: „Wenn ich später Neurochirurgin bin, denke ich mal leise an Sie.“
Johanna wollte nicht mehr in die Schule gehen. Aus der Verzweiflung und einem Impuls heraus haben wir uns an die Schulpsychologin gewandt und kamen sehr schnell zum Thema Test auf Hochbegabung. Der erste Test ergab einen sehr hohen IQ. Kommentar Johanna zum Test „Mama, das hat doch mal wirklich Spaß gemacht!“ Ein 2. Test bestätigte den ersten, Johanna absolvierte ihn in der Hälfte der veranschlagten Zeit.
Für Johanna und unsere Familie war es eine riesige Erleichterung und ein Aha-Effekt, endlich erklärte sich alles. Als ich das Ergebnis der Klassenlehrerin mitteilte, sagte diese nur, dass sie keine Kapazitäten hat, sich speziell um Johanna zu kümmern. In Absprache und auf Empfehlung der Schulpsychologin begannen wir, einen neue Schule für Johanna zu suchen. Also ein Wechsel ab dem neuen Schuljahr in die 6. Klasse eines Gymnasiums. Das ist regulär so gut wie unmöglich. Nach einer viermonatigen, sehr frustrierenden und aufwendigen Odyssee haben wir einen Platz am Gymnasium gefunden. Bei der Suche nach Hilfe für ein hochbegabtes Kind habe ich stundenlang nach Informationen gesucht, Bücher gelesen und bin irgendwann auf das Fibonacci-Mentoringprogramm gestoßen.
Das Angebot hörte sich perfekt an für Johanna und ich hinterließ im Juli 2018 eine Nachricht an Frau Dagmar Schilling. Diese meldete sich und gemeinsam mit Johanna gab es ein erstes Gespräch. Mich als Mutter hat es erleichtert, durch die Gespräche mit Frau Schilling endlich eine Person zu treffen, welche die Erfahrungen mit Johanna verstand und wusste, worum es geht. Wir haben uns unglaublich gefreut, dass sie in das Programm aufgenommen wurde.
Johanna wünschte sich eine Frau als Mentorin. Die breite Fächerung von Johannas Interessen und Talenten brauchte einen Fokus und wir einigten uns auf das Gebiet der Biologie/Naturwissenschaften.
Johanna wird sehr bockig, wenn Erwachsene mit ihr kindlich reden und sie nicht ernst nehmen. Deshalb war es beruhigend und erfreulich, als sich Johanna und Frau Sonja Heinzen, eine Biologin, zu einem Kennenlernen trafen und Johanna Frau Heinzen sehr sympathisch und „…einfach nur toll…“ fand.
Johanna hat großen Respekt vor Frau Heinzen und geht zu jedem Termin ohne Diskussion und mit großer Vorfreude. Sie bereitet sich freiwillig vor. Der erste Termin fand im Medizinhistorischen Museum der Charité statt und war ein voller Erfolg. Frau Heinzen bringt Johanna unterschiedliche naturwissenschaftliche Themen – Biologie, Chemie, Physik – nahe und Johanna saugt das alles auf wie ein Schwamm. Sie haben sich mit dem Periodensystem auseinandergesetzt, dem Zell-Aufbau, den Strukturen und Mechanismen des menschlichen Körpers. Beide verstehen sich ausgesprochen gut. Die 1:1 Betreuung und das Sich-Verstanden-Fühlen, die Akzeptanz und Förderung durch Frau Heinzen lässt Johanna sichtlich aufblühen.
Erst im Nachhinein fiel uns auf, das Johannas neue Schule ein direkter Partner des Fibonacci-Programms ist. Eine wunderbare Fügung.
Johanna ist mittlerweile sehr viel selbstsicherer, ruhiger, klarer in den Gedanken und hat wieder Spaß am Lernen. Der 1:1 Kontakt mit ihrer Mentorin stärkt das Vertrauen in ihre Intelligenz und nährt ihren großen Wissensdurst. Auch der Schulwechsel hat sich als absolut richtig erwiesen. Nach einer Findungs-Phase verbesserten sich ihre schulischen Leistungen und sie findet Freunde, die sie schätzen. Zu Hause ist es auch ruhiger geworden und es gibt keine Diskussionen mehr über den Schulbesuch.
Ein großes Dankeschön an Frau Schilling, die Frau Heinzen „aus dem Hut gezaubert hat“ und ein gutes Gespür für das passende Mentorin/Mentee-Team bewies. Und natürlich an Frau Heinzen, welche für Johanna eine Stütze und Förderin ist und bei jedem Termin mit neuen Herausforderungen und spannenden Fragen Johannas Neugier anregt. Wir sind überaus dankbar für die Zusammenarbeit mit dem Fibonacci Mentoringprogramm. Johanna blüht auf und hat wieder Lust auf Lernen und Schule.
Danke an Fibonacci!