Planeten, Sterne, ein Mentor und seine Welt fängt an, sich zu drehen…
und zwar in die richtige Richtung
Mein Sohn Paul ist 9 Jahre alt und kommt jetzt in die 6. Klasse.
Als er eingeschult wurde, freuten wir uns auf die Schule, denn er war ein sehr wissbegieriger, interessierter und fröhlicher Junge. Es sollte also eigentlich ganz einfach sein. Aber es kam alles anders.
Er zeigte sehr gute Leistungen, störte aber permanent den Unterricht und fiel wegen seines ständigen Fehlverhaltens auf. Seine erste Klassenlehrerin riet uns, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Obwohl wir darauf hinwiesen, dass schon der Kindergarten eine Hochbegabung vermutete, stufte die Schulpsychologin ihn nach einem Tag Beobachtung in der Schule als „normal“ ein und unternahm nichts. Das erste Schuljahr ging zu Ende und es wurde nicht besser. Paul war traurig und ging nicht gern zur Schule. Ich konnte ihn so gut verstehen. Außerhalb der Schule machte er aus allem eine Rechenaufgabe, konnte seine Bücher Wort für Wort auswendig, interessierte sich immer sehr intensiv für ein Thema und saugte alles Wissen förmlich in sich hinein. Warum es in der Schule nicht klappte, verstanden wir nicht. Wir haben selbst die Initiative ergriffen und ihn offiziell testen lassen.
Das Ergebnis zeigte, dass Paul höchstbegabt ist. Daraufhin hat er die 2. Klasse übersprungen und auch die Schule gewechselt. Paul hat angefangen, ein Instrument zu spielen,
nahm an verschiedenen Forscher-Kursen bei einem Hochbegabten-Verein teil, wir besuchten viele Museen, er ging regelmäßig zum Mathezirkel an der Humboldt-Universität und hatte stets ein bis zwei wissenschaftliche Bücher zur Hand. Er hatte immer etwas zu tun und war glücklich, aber leider nur in seiner Freizeit. Mittlerweile war Paul in der 4. Klasse und sein Verhalten hat sich nicht gebessert.
Zum Thema Schule hieß es also durchhalten. Wir hofften, dass der Besuch eines Gymnasiums in einer Schnelllernerklasse endlich Ruhe in Pauls gesamte Schulsituation bringen würde und er die nötige Förderung bekommt und sich damit gleichzeitig die Anspannung und der Ärger über die Schule beruhigen würde. Er war zwar erst 8 Jahre alt, als er in die 5. Klasse auf dem Gymnasium kam, zeigte aber sehr gute bis gute schriftliche Leistungen, doch sein Verhalten war leider immer noch nicht zufriedenstellend. Es gab viele Einträge, ständige Gespräche mit dem Klassenlehrer und anderen, wie dem für Hochbegabung zuständigen Schulpädagogen. Seine Mathematiklehrerin hat ihm sogar wiederholt seine Hochbegabung aberkennen wollen, weil sie sie bei ihm nicht erkennen konnte. In einem anderen Gespräch wurde ich zum wiederholten Male freundlich darauf hingewiesen, dass es Paul auf einer anderen Schule besser haben würde. Nennen konnte man mir keine. Der Rat, ihn von der Schulpflicht zu befreien, damit Paul erst einmal Regeln einhalten lernt, war dann der Höhepunkt. Die Lehrer waren mit „ihrem Latein am Ende“, so war ihre Aussage. Ich erinnerte die Lehrer daran, dass sie eine Schule sind, die sich die Förderung von Hochbegabten auf die Fahne schreibt. Paul möchte doch einfach nur glücklich sein, Freunde finden und lernen.
Nach einiger Zeit gab uns Pauls Klassenlehrer die Empfehlung, ihn für das Fibonacci-Mentoringprogramm anzumelden. Als wir den ersten Termin mit Frau Schilling hatten, wusste ich, dass wir hier richtig sind. Sie verstand uns und vor allem Pauls Situation. Trotz vieler Förderung und des Besuchs einer Schnelllernerklasse war Paul nicht ausgelastet. Als wir dann auf Pauls Leidenschaft für das Weltall und der Astrophysik kamen, hatte Frau Schilling gleich einen bestimmten Mentor im Sinn und bat mich um Geduld.
Sie organisierte einen Kontakt mit Herrn Dr. Lühning, dem Leiter der Archenhold-Sternwarte. Beim ersten Kennenlernen in seinem Büro war schnell klar, dass sie sich sehr gut verstehen würden. Sie waren sofort ins Gespräch über Neutronensterne und die Relativitätstheorie von Einstein vertieft. Es war einfach wunderbar, Paul so zufrieden zu sehen. Als Herr Dr. Lühning dann noch erzählte, dass Albert Einstein hier durch diese Gänge und Zimmer umhergegangen war, in denen wir gerade saßen, drehte sich Paul mit leuchtenden Augen zu mir um und sagte, dass er genau deswegen richtig hier sei. Damit war für Paul alles besiegelt. Er musste unbedingt wieder hierher und seinen neuen Mentor treffen.
Seitdem tauschen sie Theorien und Ideen aus und probieren diese in Experimenten umzusetzen, sie zu belegen oder zu widerlegen. Sie bauen kleine Raketen, die sie abfeuern, arbeiten an der Werkbank, um Pauls Zauberwürfel aus Holz zu bauen, waren gemeinsam bei einer Sternfahrt unterwegs und vieles mehr. Die entstandenen Objekte wie eine kleine Rakete aus Aluminium oder der Holzwürfel begleiten ihn überall mit hin. Aktuell bauen beide an einem motorisierten Mars Rover. Er ist überglücklich und kann das nächste Treffen mit seinem Mentor kaum abwarten. Ich muss ihn regelrecht von den Treffen wegzerren. Ich komme immer im ungünstigsten Moment, wenn sie beide gerade in ihrem „Gedankenwahn“ sind, so nennt es Paul. So viele Ideen und Projekte gibt es, die er nur mit seinem neuen Freund umsetzen kann.
Zwischen den Treffen füllt Paul die leeren Zeiten im Unterricht jetzt mit Gedanken an diese Projekte, er plant, überlegt und löst Probleme. Damit hat er jetzt etwas anderes zu tun, als in der Schule zu stören. Sein Verhalten hat sich seitdem stark verbessert. Einträge und Gespräche gibt es nur noch selten, dafür erhält er lobende Feedbacks und fühlt sich wohl in seiner Haut. Endlich wird Paul verstanden und alles andere fügt sich von allein.
Vielen Dank an das Fibonacci Mentorenprogramm!