Prof. Dr. Burchard von Braunmühl

Mathematik – ein Feld der Freude!

Es ist für einen Lehrer eine wunderbare Erfahrung, auf ein Kind zu stoßen, das nicht nur ungewöhnlich begabt, sondern auch geradezu gierig nach der Materie ist, insbesondere, wenn es sich um Mathematik handelt. Jasper ist 13 Jahre, Asperger, liebt die Schule und hat in der Mathematik bereits Universitätsniveau, nicht was Wissen und Erfahrung angeht, aber was Auffassungsgabe und Herangehensweise betrifft. Obwohl er mit Freude rechnet, verblüfft es immer wieder, mit welcher Schnelligkeit er auch neue Begriffe erlernt und einordnet und wie unabhängig und autonom er denkt.
Natürlich tut er sich als Dreizehnjähriger noch schwer, gut zu formulieren, sowohl verbalals auch schriftlich. Darin besteht die Herausforderung des Mentors. Schriftliche Lösungensind noch Seltenheit, weil er nicht einsieht, warum er die fünffache Zeit aufwendensoll, etwas Verstandenes auch aufzuschreiben. So trifft etwa der Vorschlag, nur schriftlichüber E-Mail zu kommunizieren, nicht auf die Gegenliebe, die man bei einem Asperger-Autisten erwarten könnte.
Er ist sehr begierig, Probleme zu lösen und selbst zu lösen. Längere Erklärungen befriedigen ihn nicht. Also läuft die Vermittlung zur Zeit noch über Aufgaben, die er zu Hause löstund die gemeinsam besprochen werden. Der Stoff ist eine auf Jasper zurechtgeschnitteneMischung aus den elementaren Teilen der Zahlentheorie, Kombinatorik, Algebra und analytischenGeometrie, wobei die Zusammenhänge betont werden. Dies entspricht durchausdem Niveau der ersten beiden Semester an der Universität.
Die Zusammenkünfte machen Jasper deutlich Spaß. Er wirkt fröhlicher als früher und bedanktsich für die Stunden.

Prof. Dr. Burchard von Braunmühl
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