Wolfgang Nicke

Als freischaffender Maschinenbau-Ingenieur im Ruhe stand arbeite ich zwar noch für Stammkunden, doch bleibt Zeit für andere Engagements. Ein sehr schönes hat sich durch einen Zeitungsartikel ergeben, über den Mentoren für Berliner Kinder gesucht wurden. Unter den angebotenen Möglichkeiten hat mich besonders die Betreuung eines hochbegabten Kindes interessiert. Nach der Kontaktaufnahme zur Projektleitung des Fibonacci-Programms ging es schnell bis zum ersten Treffen mit dem 13-jährigen Schüler Kilian und seiner Mutter – Moderation Frau Schilling. Bald haben sich 2 bis 3-stündige Samstagstreffs für beide Seiten als praktisch erwiesen. Kilian hatte wohl schwere Zeiten hinter sich und musste an eine andere Schule wechseln, die günstigerweise zwischen unseren Wohnorten liegt.
Um unnötige Einengungen zu vermeiden, gingen wir unsere Zusammenarbeit frei an, sowohl vom Thema als auch von der Uhrzeit und vom Ort her. Kilian ist mathematisch besonders begabt und interessiert, bastelt gern und mag Radfahren. All das kommt mir sehr entgegen, wobei sein mathematischer Drang hauptsächlich in außerschulischen Kursen abgedeckt wird.
Bei uns geht‘s also eher praktisch zu – sein Mountainbike haben wir auf ihn persönlich eingestellt und in mehreren Sitzungen ein Radio zusammengelötet, dem Kilian erstaunlicherweise 2 Sender entlocken konnte. Das Nächste wird vermutlich eine kleine Konstruktion nach seiner Idee sein, wobei wir hierzu mein 3-D-Konstruktionsprogramm „missbrauchen“ können.
Mein Mentee ist auch besonders an kniffligen Geschicklichkeitsspielen, die bei uns herumliegen, interessiert. Immer mal nimmt er eins mit, um das Auseinander- und Zusammenbauen beim nächsten Mal in Perfektion vorzuführen.
Kilians Kommunikation ist zuweilen sehr verknappt, das mag am Alter liegen oder an seiner mathebezogenen Weltwahrnehmung. Seine E-Mails an mich bestehen teilweise nur aus einem Wort oder zweien, z. B. „ja“ oder „7 Wochen“. Inzwischen berücksichtigen meine Fragen dies natürlich und werden immer ausgefeilter – also durchaus eine Weiterentwicklung auch für mich.
So bleibt es spannend für uns beide, weil wir nicht wissen was als Nächstes kommt, aber genau wissen, dass es mehr als genug gibt, was angegangen oder unternommen werden kann.

Wolfgang Nicke, Ingenieur
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